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29. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst von
Brandenburg.
(1640 —1688.)
Selten ist ein Staat so rasch zu seiner jetzigen Größe und Macht
emporgewachsen, als das Königreich Preußen. Kaum 500 Quadrat-
meilen enthielt die Mark Brandenburg, die sich der erste Kurfürst
Friedrich von Hohenzollern im Jahre 1415 mit 400,000 Gold-
gülden vom Kaiser Sigismund erkaufte — und jetzt, nach 400 Jahren,
umfaßt der daraus entstandene preußische Staat über 6000 Quadrat-
meilen. Schon unter der Regierung des Kurfürsten Johann Sigis-
mund (von 1608 — 1619) waren das Herzogthum Cleve (am
Niederrhein), die Grafschaft Mark und Ravensberg (in West-
phalen) und das Herzogthum Preußen*) durch Erbschaft an die
Mark Brandenburg gefallen. Seine jetzige Größe und Bedeutung
aber hat Preußen zunächst jenem Manne zu danken, der 1640 den
Lrandenburgischen Thron bestieg: Friedrich Wilhelm, dem großen
Kurfürsten. Er war der elfte der Kurfürsten aus dem Hause
Hohenzollern. Geboren und groß geworden in der trostlosen Zeit
des 30jährigen Krieges, hatte er das Elend der damaligen Zeit
tief empfunden. An dem Werke des „westphälischen Friedens"
nahm er daher eifrigen Antheil. Für den an Schweden abgetretenen
Theil von Pommern, welches 1637 ganz an Brandenburg ge-
fallen war, erhielt er die Erzstifter: Magdeburg, Halberstadt
und Minden. Aber in dem Lande, das er regieren sollte, sah es,
wie allenthalben in Deutschland, gar traurig aus: kein Geld, kein
Heer, kein Ackerbau, weder Gewerbe, noch Handel, noch Schu-
len, grenzenloses Elend überall. Diesen Jammer zu tilgen, das
Volk durch Unterricht zu bilden, das Land durch Herstellung der
Ordnung, durch Ackerbau, Handel, Gewerbe und Kunst und
durch ein geordnetes und geübtes Heer wieder stark zu machen:
das hat der große Mann zur Aufgabe seines Lebens gemacht. Frei-
lich ging es dabei nicht immer ohne harte Kämpfe her, nicht bloß im
Innern seines Landes, sondern auch nach außen hin. Während
er mit seinem Heere am Rhein stand, um seine Erbländer, das Her-
zogthum Jülich, Cleve, Berg und die Grafschaft Mark gegen den
eroberungssüchtigen Franzosenkönig Ludwig Xiv. zu schützen, hatte
*) Der Rame Preußen kommt erst gegen das Ende des 10. Jahrhunderts Inder Geschichte
vor und bezeichnet diejenigen Völkerschaften, welche das nordöstliche, an Rußland grenzende
Gebiet an der Memel und Weichsel bewohnten. Weil ste Anwohner (Nachbarn) der Russe«,
damals Reußen genannt, waren, so gab man ihnen den Namen: Poreußen, d. h. die an
oder bei den Reußen Wohnenden, woraus später der Name Preußen entstanden ist.— Rauh,
wie die Natur des Landes, waren auch die Bewohner desselben. Erst im 13. Jahrhundert 'wur-
den sie durch die deutschen Ordensritter zum Christenthum bekehrt, welche von nun an das
Land beherrschten. Marienburg an der Nogat (im jetzigen Regierungsbezirk Marienwerder)
war der Sitz dieses Ordens. Der letzte Hochmeister desselben war Albrecht von Bran-
denburg. Dieser trat 1525 zur evangelischen Religion über. Mit seinem Sohne
Albrecht Friedrich starben seine männlichen Nachkommen in Preußen (1618) aus, und das
Herzogthum Preußen fiel an Brandenburg. Bon diesem Herzogthum hat der preußische
Staat seinen Namen erhalten. Weil das Ordenskleid der deutschen Ritter, welche früher
in Preußen geherrscht hatte», schwarz und weiß war, so blieben dies« Farbe» preußische
A a livn alfar den.
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Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Brandenburg Brandenburg Pommern Brandenburg Magdeburg Halberstadt Minden Deutschland Rhein Marienburg Marienwerder Brandenburg
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§ 25. Die ersten Hohenzollern in der Mark.
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1411 Jobst, und Sigismund übertrug die Verwaltung des unglücklichen
Landes seinem weisen und treuen Freunde, dem Burggrafen Friedrich
von Hohenzollern.
§ 25. Die ersten Hohenzollern in -er Mark.
1. Abstammung. Im Schwabenland zwischen Neckar und Donau
unweit des Hohenstaufen steht noch heute die Stammburg der Hohen-
zollern. Die Hohenstaufen verliehen ihnen die Burggrafschaft zu Nürnberg.
Als Burggrafen hatten die Hohenzollern des Kaisers Güter zu verwalten
und waren an seiner Stelle die Richter und Kriegsherren in jenen Gebieten.
Durch ihre Kaisertreue, Klugheit und Sparsamkeit vergrößerten sie ihr Be-
sitztum, so daß sie Karl Iv. zu unmittelbaren Reichsfürsten erhob. Burg-
graf Friedrich Vi. war ein kluger und starker Mann. Ihm verdankte Sigis-
mund die Kaiserkrone. Da Friedrich außerdem über reiche Geldmittel verfügen
konnte, so schien er dem Kaiser der rechte Mann zu sein, dem heimgesuchten
Brandenburg wieder aufzuhelfen.
2. Friedrich wurde 1411 Statthalter in der Mark. Die Städte
begrüßten ihn freudig. Aber die Ritter, an ihrer Spitze die Quitzows,
spotteten über den „Nürnberger Tand" und meinten: „Wenn es auch ein
ganzes Jahr Burggrafen von Nürnberg regne, so wollen wir in der Mark
doch keinen aufkommen lassen." Friedrich gewann ihrer viele durch Güte
für sich, aber gegen die Widerspenstigen übte er eiserne Strenge. Er be-
lagerte die Quitzows in dem festen Schlosse zu Friesack und zerstörte die
festen Mauern mit den vierundzwanzigpfündigen Kugeln einer Donner-
büchse, die man „faule Grete" nannte, weil sie so schwer fortzubringen
war. Nun mußten die Unholde fliehen oder sich ergeben, Ruhe und Sicher-
heit kehrten bald wieder ein.
Belehnung. Friedrich hatte zur Herstellung der Ordnung in der
Mark viel Geld gebraucht. Der immer geldarme Kaiser konnte ihm das-
selbe nicht erstatten, darum trat er Friedrich 1415 die Mark mit der Kur-
würde als erblichen Besitz ab. — 1417 fand in Konstanz die feierliche
Belehnung statt. — Bis an sein Lebensende, 1440, sorgte Friedrich, nun
der Erste geheißen, für die Wohlfahrt seines Landes. Seine Gemahlin,
die schöne Else, war ihm dabei eine treue Gehilfin.
3. Friedrich Ii., sein Sohn, folgte ihm in Brandenburg. Er erhielt
seiner eisernen Willenskraft wegen den Beinamen der Eiserne. Als solcher
zeigte er sich den freiheitslustigen Städten. Berlin widersetzte sich ihm,
er bezwang es, nahm ihm manche Freiheit und erbaute an der Spree ein
festes Schloß. Das war der Anfang des heutigen Königsschlosses. — Um
die immer noch sehr rohen Adeligen zu frommen und wahrhaft edlen Rit-
tern zu machen, stiftete erden Schwanenorden. Ihm folgte sein Bruder
4. Albrecht Achilles. Er war der prächtigste und tapferste Ritter
im Reiche, aber in der Mark, bei den noch ungebildeten märkischen Edel-
leuten, gefiel es ihm nicht. Darum setzte er seinen Sohn Johann zum
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Friedrich
von_Hohenzollern Friedrich Karl_Iv Karl Friedrich_Vi Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Johann
Extrahierte Ortsnamen: Donau Nürnberg Brandenburg Friesack Konstanz Brandenburg Berlin
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§ 17. Einige Kaiser aus dem 14. Jahrhundert.
er im Bunde mit den deutschen Fürsten Deutschlands Kaiser von dem Ein-
flüsse des Papstes frei, indem zurense (südlich von Koblenz) festgesetzt wurde,
daß der von den Fürsten gewählte Kaiser der Bestätigung des Papstes
nicht bedürfe.
3. Auch Ludwig vergrößerte eifrig seine Hausmacht. Er verlieh seinem
Sohne die Mark Brandenburg, wo die Askanier ausgestorben waren. Um
Tirol zu erhalten, trennte er die Ehe der Margareta Maultasch (so ge-
nannt nach einem Schlosse in Tirol) und verheiratete sie mit seinem Sohne.
Damit erzürnte er aufs neue den Papst und auch die Fürsten. Sie wühlten
Karl Iv., König von Böhmen, aus dem Hause Luxemburg zum Gegen-
kaifer. Mitten in den nun entstehenden Kämpfen starb Ludwig plötzlich
auf der Jagd 1347.
6. 1. Karl Iv. war ein schlau berechnender Mann, dabei geistreich
und gelehrt. Bor allem verstand er die Kunst, stets bei Gelde zu fein in
einer Zeit, in der kein Fürst mit seinen Einnahmen auskam. Ohne Bedenken
verkaufte er Reichsrechte an Fürsten und Städte. Mit dem erworbenen
Gelde erweiterte er seine Hausmacht; so kaufte er 1373 von Otto dem
Faulen die Mark Brandenburg. Seinen Erbländern, Böhmen, Mähren,
Schlesien und Brandenburg, widmete er seine ganze Kraft und Zeit und
erhob sie in blühenden Zustand. Im Jahre 1348 stiftete er die erste deutsche
Universität zu Prag. Mit Recht nennt man ihn: Böhmens Vater, des
Deutschen Reiches Erzstiefvater.
2. Schreckliche Unfälle brachen während seiner ersten Negierungs-
jahre herein: Erdbeben und Heuschreckenschwärme verwüsteten das Land,
und bald darauf kam eine furchtbare Pest, der schwarze Tod genannt, die
mehr als ein Drittel aller Bewohner dahinraffte. Man sah hierin Straf-
gerichte Gottes. Durch Bußübungen glaubte man ihn versöhnen zu können;
deshalb verbanden sich viele Männer und zogen in Schwärmen von Ort
zu Ort, sangen Büßlieder und zerfleischten ihren Leib mit Geißeln. Später
artete das Treiben dieser Geißelbrüder aus.
3. Goldeue Bulle. Karl gab 1356 ein wichtiges Neichsgesetz heraus;
es wurde nach der goldenen Kapsel, in der das Siegel verwahrt wurde, die
goldene Bulle genannt. Durch dieses Gesetz wurde die Kaiserwahl den
sieben mächtigsten Fürsten übertragen, die darum Wahl- oder Kurfürsten
hießen; es waren die drei geistlichen: die Erzbischöfe von Mainz, Köln und
Trier, und die vier weltlichen: der König von Böhmen, der Pfalzgraf am
Rhein, der Herzog von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg.
Diese Kurfürsten erlangten viele Rechte, z. B. durfte von ihnen an den
Kaiser nicht appelliert werden, auch durften sie Münzen prägen.
4. Karl Iv. folgte sein Sohn Wenzel in Böhmen und im Reiche.
Er zeigte sich so grausam und unwürdig, daß er abgesetzt wurde; aber erst
als sein Bruder Sigismund 1410 gewühlt wurde, gab er seine Ansprüche
auf den Kaiserthron aus.
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§ 24. Die Mark Brandenburg vor der Hohenzollernzeit.
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Gründe für die schlimmen Folgen des Krieges! 11. Unterscheide Neichsstände und Unter-
tanen! 12. Wie wurden im Westfälischen Frieden die weltlichen und geistlichen An-
gelegenheiten geordnet? 13. Erkläre: Ablaß, Augsburger Konfession, Calvinisten, Wieder-
täufer; Interim, Neichsstände; Union, Liga, Majestätsbrief, Restitutionsedikt!
§ 24. Die Mark Vrairvenburg vor -er Hohenzollernzeit.
A. In den ältesten Zeiten wohnten zwischen Elbe und Oder an
der Havel und Spree die deutschen Stämme der Semnonen und Lango-
barden. In der Zeit der Völkerwanderung verließen diese aber ihre Wohn-
plätze, und an ihre Stelle rückte ein slavisches Volk, die Wenden. Sie
waren mittelgroße, aber kräftige Leute mit braungelber Hautfarbe, dunklen
Augen und braunen Haaren. Ihre Götter verehrten sie in Tempeln und
opferten ihnen Früchte, Tiere, aber auch Kriegsgefangene. Ihre Frauen
behandelten sie fast wie Sklavinnen. Sie trieben Ackerbau und Viehzucht;
waren aber auch in der Weberei sehr geübt. Ihr Handel war bedeutend.
— Für die Deutschen waren sie schlimme Nachbarn. Schon Karl der Große
mußte sie strafen wegen räuberischer Einfälle in sein Land. Wie dann
Heinrich I. die Wenden besiegte und er und Otto I. zum Schutze der Reichs-
grenze Marken gründete, ist § 10 und 11 erzählt. Aber alle Bemühungen
der Markgrafen und der Geistlichen der Bistümer Havelberg und Branden-
burg zur völligen Unterwerfung der Wenden waren vergeblich, bis Kaiser
Lothar 1134 die Nordmark verlieh an die
B. Anhaltiner, Ballcnstädter oder Askanier. 1. Der erste Markgraf
aus diesem Hause war Albrecht der Bär. Er entriß den Wenden das
Land bis an die Oder und nannte sich Markgraf von Brandenburg. Aber
immer wieder empörten sich die Wenden; der letzte und gefährlichste Auf-
stand erfolgte unter dem Wendenfürsten Jaczo (Jatscho) von Köpenik.
Albrecht entriß ihm Brandenburg und schlug die Wenden. Jaczo mußte
fliehen. Hart verfolgt, sah er keinen andern Ausweg, als durch die seen-
artig erweiterte Havel. Da gelobte er, ein Christ werden zu wollen, wenn
Jesus ihm beistehe, und wirklich gelangte er glücklich an das andere Ufer.
Er hing an der Landzunge, an der er gelandet, seinen Schild auf und wurde
ein Christ. Jene Landzunge heißt noch heute Schildhorn. — Albrecht rief
viele Einwanderer aus Sachsen, Franken und Holland herbei. Sie trock-
neten Sümpfe ans, dämmten die Gewässer ein und gründeten Dörfer und
Städte. Auch Templer- und Johanniterritter kamen auf Albrechts Ruf, um
christliche Sitte verbreiten zu helfen. Namentlich sorgten auch die Klöster
dafür, daß das Wendenvolk besseren Ackerbau und deutsche Sitte und
Sprache lernte.
2. Unter Albrechts Nachfolgern ist Otto Iv. mit dem Pfeile zu
nennen. Er wollte Magdeburg Strafen, weil man seinen Bruder nicht zum
Erzbischof gewühlt hatte. Aber er wurde gefangen genommen und in einem
Käfig zur Schau gestellt. Erst gegen hohes Lösegeld wurde er freigegeben.
Bei der Belagerung von Staßfurt traf ihn ein Pfeil, dessen Spitze er ein
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Extrahierte Personennamen: Karl Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I. Lothar Albrecht Jaczo Albrecht Jaczo Schildhorn Albrecht Albrecht Albrechts Albrechts Albrechts Albrechts Otto
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Westfälischen Havelberg Brandenburg Brandenburg Sachsen Holland Magdeburg
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§ 24. Die Mark Brandenburg vor der Hohenzollernzeit.
Jahr im Kopfe herumtragen mußte. — Später wurde sein Bruder Erz-
bischof von Magdeburg.
3. Ihm folgte fein Neffe Waldemar. Er sorgte eifrig für des Landes
Wohl, führte aber auch gewaltige Kriege. Einst verbanden sich alle seine
Feinde zu einem furchtbaren Bunde; doch vermochte er ihnen in der Schlacht
bei Gransee glücklich zu widerstehen. Er starb 1319, erst 28 Jahre alt.
Im nächsten Jahre erlosch das askanische Haus, und nun kamen schlimme
Zeiten für Brandenburg.
0. Bayern (1324—1373). Kaiser Ludwig der Bayer belehnte mit
dem herrenlosen Brandenburg seinen Sohn Ludwig. Der Streit zwischen
dem Kaiser und dem Papste (siehe § 17. B) brachte auch über Branden-
burg viel Unglück. Der Papst belegte das Land mit dem Interdikt (d. h.
alle kirchlichen Handlungen waren verboten), und die Polen sielen in das
Land ein. Diese wüteten furchtbar in demselben. Dazu kümmerte sich der
Markgraf sehr wenig um die Mark. Darum herrschte überall große Freude,
als die Kunde erscholl: „Waldemar ist von einer heimlichen Pilgerfahrt
zurückgekehrt." Selbst Kaiser Karl Iv. (§ 17. C) erkannte den Zurück-
gekehrten als rechten Markgraf an. Und nun kamen wieder Zeiten eines
schrecklichen Krieges über das arme Brandenburg. — Wenige Jahre darauf
erklärte Karl Iv., der jetzt gern mit Ludwig Frieden haben wollte, Walde-
mar für einen Betrüger und übergab Ludwig die Mark aufs neue. Wahr-
scheinlich war auch dieser Waldemar ein Betrüger. Man sagt, er sei ein
Müller, namens Rehbok, gewesen, der mit dem echten Waldemar große Ähn-
lichkeit gehabt habe. — Ludwig trat Brandenburg an seine Brüder Lud-
wig den Römer und Otto den Faulen ab. Während ihrer Regierung
wurde Brandenburg durch die Goldene Bulle 1356 zum Kurfürstentume
erhoben. Otto, nach des Bruders Tode Alleinherrscher, verkaufte die Mark
1373 an Karl Iv.
D. Die Luxemburger. Brandenburg hatte nun teil an der landes-
väterlichen Fürsorge, die Karl seinen Erblanden widmete (siehe § 17. 0).
Er unterstützte Ackerbau, Handel und Gewerbe und sorgte für gerechte Ver-
teilung der Abgaben. (Landbuch der Marken.) Bei seinem Tode erhielt sein
zweiter Sohn Sigismund die Mark. Dieser war auch König von Ungarn
und kümmerte sich nicht um Brandenburg. Da er zu seinem Hofhalte viel
Geld brauchte, so verpfändete er die Mark an seinen Vetter Jobst von
Mähren. Der kam alljährlich nur einmal in das Land, um die Abgaben
in Empfang zu nehmen. Um sich die aufsässigen Ritter geneigt zu machen,
setzte er die trotzigsten derselben, Dietrich und Hans von Quitzow, zu Statt-
haltern ein. Jetzt wurde das Elend im Lande noch größer als zu der Zeit
der Bayern. Die Regenten des Landes waren die ärgsten Räuber, die, mit
anderen Rittern im Bunde, die Bürger und Bauern beraubten und miß-
handelten. Weder das Korn auf dem Halm, noch das Vieh auf der Weide
oder im Stalle war vor den beutegierigen Raubrittern sicher. Die Waren-
züge des Kaufmanns wurden auf offener Straße ausgeraubt, und er selbst
ins Burgverlies gesperrt, bis er ein hohes Lösegeld zahlte. Endlich starb
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Extrahierte Personennamen: Waldemar Ludwig_der_Bayer Ludwig Ludwig Ludwig Karl_Iv Karl Karl_Iv. Karl_Iv. Ludwig Ludwig Ludwig Waldemar Ludwig_trat_Brandenburg Ludwig Otto Otto Karl_Iv Karl Karl Karl Sigismund Jobst_von
Mähren Hans_von_Quitzow
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§ 25. Die ersten Hohenzollern in der Mark.
Statthalter ein. Er erließ 1473 ein Hausgesetz, nach welchem Kurbranden-
burg stets ungeteilt bleiben sollte. Auch gewann er Krossen, Züllichau
und Sommerfeld im Kampfe mit dem Herzoge von Sagan.
5. Johann, seiner großen Beredsamkeit wegen Cicero genannt, folgte
seinem Vater. Er war sehr sparsam und der erste Hohenzoller, der seinen
dauernden Aufenthalt in der Mark nahm. Dadurch gewann er die Herzen
seiner Untertanen. Er sorgte väterlich für sein Land und gründete
zu Frankfurt a. O. eine Universität, deren Eröffnung er aber nicht
erlebte.
6. Unter seinem Nachfolger, Joachim I., begannen die Raubritter wieder
ihr Unwesen, denn sie hielten den erst fünfzehnjährigen Kurfürsten für schwach.
Doch irrten sie sich. Er ließ in einem Jahre siebzig adelige Räuber fangen
und hinrichten. Er weihte die neue Universität ein und stiftete das Kammer-
gericht, um durch gute Rechtspflege dem Faustrecht entgegenzutreten.
Pommern sicherte er sich durch Erbvertrag. — Obgleich er ein heftiger Geg-
ner Luthers und der Reformation war, so breitete sich die neue Lehre
heimlich in der Mark aus. Selbst die Kurfürstin ließ sich das heilige Abendmahl
unter beiderlei Gestalt reichen. Sie mußte vor dem Zorn ihres Gemahls
fliehen und bei ihrem Vetter, dem Kurfürsten von Sachsen, Schutz suchen.
7. Trotz des Hausgesetzes teilte Joachim sein Land unter seine Söhne
Joachim Ii. (Hektor) und Johann von Küstrin. Beide traten auf
den Wunsch ihrer Mutter 1539 zur evangelischen Kirche über. —
Joachim, der Inhaber der Kurwürde, schloß 1537 mit dem evangelischen
Herzoge von Liegnitz, Brieg und Wohlan einen Erbvertrag, nach welchem
diese schlesischen Gebiete bei dem Aussterben des Herzogshauses an Branden-
burg fallen sollten. Auch erlangte er von dem Könige von Polen die
Mitbelehnung über Ostpreußen. — Der Hofhält Joachims war sehr
prunkvoll, darum wurde das Land mit vielen Steuern gedrückt und geriet
in Schulden. Glücklicherweise waren die beiden nächsten Kurfürsten Johann
Georg und Joachim Friedrich sparsame Regenten, und so hob sich der
Wohlstand des Landes bald wieder.
8. Johann Sigismund (1608 — 1619) vergrößerte das Land be-
deutend. 1618 starb der letzte Herzog von Ostpreußen, und Johann Sigis-
mund, sein Schwiegersohn, erhielt nach den früheren Verträgen dieses Land,
allerdings als polnisches Lehen. — Die Gemahlin des Kurfürsten war
die nach früheren Verträgen erbberechtigte Nichte des 1609 kinderlos ver-
storbenen Herzogs von Jülich-Kleve-Berg. Mit dem Pfalzgrafen von
Neuburg, der auch gerechte Ansprüche auf jene rheinischen Länder hatte,
teilte er dieselben 1614 zu kanten. Brandenburg erhielt Kleve, Mark
und Ravensberg. In dieser Zeit trat der Kurfürst zur reformierten Lehre
über. Unter seinem Nachfolger
9. Georg Wilhelm (1619—1640) wütete in Deutschland der Dreißig-
jährige Krieg. Georg Wilhelm, durch seinen österreichisch gesinnten Kanzler
Schwarzenberg schlecht beraten, schloß sich keiner Partei an. Aber gerade
durch seine schwankende Stellung schadete er Brandenburg, es wurde der
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Sommerfeld Sagan Johann Johann Joachim_I. Joachim Joachim_Ii Johann_von_Küstrin Johann Joachim Johann
Georg Johann Joachim_Friedrich Friedrich Johann_Sigismund_( Johann Johann_Sigis- Johann Jülich-Kleve-Berg Georg_Wilhelm Wilhelm Georg_Wilhelm Wilhelm Kanzler
Schwarzenberg
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§ 10. Heinrich I.
§ 10. Heinrich I. (919—936).
1. Nach dem Aussterben der Karolinger wühlten die Herzöge, veran-
laßt durch die gemeinsame Not (§ 9. 9), den Herzog Konrad von Franken
zum König. So wurde Deutschland ein Wahlreich; doch blieb man gern
bei dem einmal erwählten Herrscherhause. — Als aber Konrad die Macht der
Herzöge beschränken wollte, brach allerorten Streit aus. Auch der aus-
wärtigen Feinde, namentlich der Ungarn, konnte er nicht Herr werden. —
Sterbend empfahl er seinen mächtigsten Gegner, Herzog Heinrich von
Sachsen, als Nachfolger.
2. Heinrichs Wahl und erste Regierungszeit. Die Fürsten
folgten diesem Rate und brachten Heinrich die Nachricht von seiner Wahl,
als er sich (der Sage nach) gerade auf der Jagd am Vogelhcrde befand.
Von diesem Zusammentreffen erhielt er den Beinamen der „Finkler" oder
„Vogelsteller". (Vogl: Heinrich der Vogler.) Heinrich war ein frommer
und tapferer Fürst. Seine Gegner unter den Fürsten besiegte er mehr
durch kluge Rede als durch das Schwert. Er verlangte von ihnen nur,
daß sie ihn als Oberhaupt anerkannten. Mit den Ungarn, die wieder in
das Reich eingefallen waren, schloß er einen neunjährigen Waffenstillstand
und zahlte ihnen Tribut.
3. Jetzt galt es, das Land zu schirmen und das Volk wehrhaft zu
machen. Noch lebten die Deutschen, besonders die Sachsen, am liebsten auf
ihren einsamen Höfen; die Städte mit ihren Mauern erschienen ihnen wie
Gräber. Heinrich legte feste Burgen an und umgab viele offene Orte mit
Mauern und Gräben. Jeder neunte Mann mußte in diese Burgen ziehen;
die draußen wohnenden Bauern hatten dagegen den dritten Teil ihrer
Ernte in Städte zu liefern. Dafür fanden sie in den Kriegsjahren
Schutz in denselben. Die Bewohner derselben nannte man Bürger. So
entstanden Städte wie Quedlinburg, Merseburg und Meißen. Er übte
aber auch sein Volk im Kriegsdienste. Bürger und Bauern bildeten das
Fußvolk. Die Adeligen wurden geübt im Reiterdienste; das war notwen-
dig, um den gut berittenen Ungarn widerstehen zu können.
4. Im Kampfe gegen die Wenden übte und erprobte Heinrich
sein Heer. Die Wenden, zwischen Elbe und Oder wohnend, zogen sich bei
Heinrichs Nahen in das feste, von Sümpfen umgebene Brennabor zurück.
Da Frost eintrat, konnte Heinrich bis an die Mauern der Stadt vorrücken,
und bald mußte sich diese ergeben. Die Wenden unterwarfen sich des
Königs Oberhoheit, und dieser gründete die Nordmark 929; sie ist der An-
fang des Preußischen Staates.
5. Jetzt konnte Heinrich den Kampf gegen die Ungarn wagen. Er
verweigerte ihnen den Tribut, und als sie 933 wieder ins Reich ein-
fielen, stellte er sich ihnen mit seinem Heere unweit Merseburg ent-
gegen. Mit dem Rufe: „Kyrie eleison!" stürzten sich die Deutschen auf
die Ungarn und trugen nach blutigem Ringen den Sieg davon. Die Mehr-
zahl der Ungarn ward erschlagen oder kam auf der Flucht um. König
Heinrich starb 936 zu Memleben und liegt in Quedlinburg begraben.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Heinrich_I. Konrad_von_Franken Konrad Konrad Heinrich_von
Sachsen Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Vogl Heinrich_der_Vogler Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
38
§ 22. Der Schmalkaldische Krieg.
bedrückten Bauern rotteten sich 1525 in Süd- und Mitteldeutschland zu-
sammen und verübten an Rittern und Geistlichen, Burgen und Klöstern
die ärgsten Greuel. Die Fürsten und Herren taten sich zusammen, um
den Ansstand zu unterdrücken. Dies geschah im Süden durch den Truchseß
von Waldburg mit großer Härte. In Thüringen wurden die Vauernhorden
bei Frankenhausen geschlagen, ihr Führer Thomas Münzer gefangen
genommen und hingerichtet. In diesen Unruhen, Bauernkrieg genannt,
sind 150 000 Bauern umgekommen. — In dem auch lutherisch gewordenen
Münster fanden sich viele der falschen Propheten ein, die dem Bauernkriege
entronnen waren, gewannen hier die Oberhand und führten die Güter-
gemeinschaft, die Wiedertaufe Erwachsener und die Vielweiberei ein. Nach
langer Belagerung eroberte der vertriebene Bischof die Stadt und hielt ein
strenges Strafgericht über die Hauptaufwiegler.
8. Luthers Tod. Luther beklagte es tief, daß die Spannung zwischen
Katholiken und seinen Anhängern immer größer wurde. Ein blutiger Kampf
war kaum noch zu vermeiden, da der Kaiser der alten Lehre treu geblieben
war und aufs neue feindlich gegen die Protestanten auftrat. — Im Januar
1546 wurde Luther von dem Grafen von Mansfeld eingeladen, um einen
Familienstreit beizulegen. Auf der Hinreise erkältete er sich und starb am
18. Februar zu Eisleben, seine Seele Gott befehlend. Seine Leiche wurde
nach Wittenberg gebracht und in der Schloßkirche beigesetzt.
§ 22. Der Schrnalkalvische Krieg.
1. Den protestantischen Fürsten hatte es Vorteil gebracht, daß der
Kaiser, welcher ihren Neuerungen abhold war, in viele Kriege verwickelt
wurde. Gegen Frankreich hatte er vier große Kriege zu führen. Im ersten
derselben nahm er sogar den König von Frankreich bei Pavia gefangen.
Auch gegen die Türken hatte er mehrmals ziehen müssen, ebenso gegen
mohammedanische Seeräuber, die an der Nordtuste Afrikas einen eigenen
Staat gegründet hatten und den Handel des Mittelländischen Meeres schwer
schädigten. In allen diesen Kriegen hatte er auch die Hilfe der protestan-
tischen Neichsstände gebraucht und ihnen dafür, wenn auch widerwillig, manche
Zugeständnisse machen müssen. Jetzt waren alle diese Kriege beendigt, und
der Kaiser wollte nun die religiösen Streitigkeiten in Deutschland beilegen.
— Kurz vor Luthers Tode war endlich das lange versprochene Konzil zu
Trient in Welschtirol zusammengetreten. Auch die Protestauten wurden
zur Beschickung desselben aufgefordert. Sie meinten aber, an einem Konzil,
das der Papst leite, könnten sie nicht teilnehmen und beschickten dasselbe
nicht. Auch einen Reichstag des Kaisers besuchten sie nicht. Diese Weige-
rung erzürnte den Kaiser so sehr, daß er die Führer des Schmalkaldischen
Bundes, den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und den Land-
grafen Philipp von Hessen, in die Acht erklärte. Diese rüsteten sich mit
vielen protestantischen Städten zum Kampfe. Auf des Kaisers Seite standen
die katholischen Fürsten und Herzog Moritz von Sachsen — ein prote-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Thomas_Münzer Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Moritz_von
Extrahierte Ortsnamen: Süd- Mitteldeutschland Thüringen Frankenhausen Mansfeld Eisleben Wittenberg Schloßkirche Frankreich Frankreich Pavia Afrikas Deutschland Welschtirol Sachsen
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 22. Der Schmalkaldische Krieg.
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stantischer Fürst — der seinem Vetter, dem Kurfürsten, feindlich gesinnt
war, und dem der Kaiser eine Gebietserweiterung und die Kurwürde ver-
sprochen hatte. Im Sommer 1546 stand das Heer der Protestanten,
40000 Mann stark, an der Donau, aber ihre Führer waren uneinig. Als
der Kurfürst von Sachsen hörte, daß sein Vetter Moritz in Kursachsen ein-
gefallen sei, führte er sein Heer zurück und vertrieb diesen. Süddeutschland
mußte sich nun dem Kaiser ergeben; Philipp zog sich zurück. Der Kaiser-
drang bis an die Elbe vor und stand bei Mühlberg (oberhalb Torgau)
dem Kurfürsten gegenüber, dessen Heer 1547 an einem Sonntagmorgen von
dem kaiserlichen überrascht und geschlagen wurde. Der Kurfürst geriet ver-
wundet in Gefangenschaft. Der Kaiser empfing ihn ungnädig, verurteilte
ihn zu ewiger Gefangenschaft und nahm ihm die Kurwürde und sein Land.
Den Angehörigen des unglücklichen Fürsten gab er später die thüringischen
Gebiete von Weimar, Eisenach, Gotha u. s. w. wieder heraus. Hier herrschen
noch heute ihre Nachkommen, die sogenannte Ernestinische Linie des Hauses
Wettin. Moritz, ein Sproß der Albertinischen Linie desselben Hauses, erhielt
die Kurwürde und ein großes Stück des eroberten Landes. — Allein konnte
Philipp von Hessen dem Kaiser nicht standhalten. Er mußte sich unter-
werfen und wurde vom Kaiser gefaugen fortgeführt.
2. Nach diesen Erfolgen glaubte der Kaiser die Einigung der Kirche
aus eigenen Kräften vornehmen zu köneu. Er erließ das sogenannte Augs-
burger Interim 1548, in dem den Protestanten einige Zugeständnisse
gemacht wurden. Aber beide Konfessionen waren unzufrieden damit. Be-
sonders Magdeburg wollte sich nicht beugen und ward darum in die Acht
getan, deren Ausführung Moritz übertragen wurde. Doch dieser wurde
jetzt aus einem Freunde ein Feind des Kaisers; da er über die Gefangen-
haltung seines Schwiegervaters, des Landgrafen von Hessen, erbittert war,
gerne den Makel des Verrates an seinen Glaubensgenossen austilgen wollte
und des Kaisers übergroße Macht zu fürchten begann. — Er züchtigte
Magdeburg nicht, verband sich sogar mit dem König von Frankreich, führte
sein Heer schnell nach Tirol und überraschte den kranken Kaiser in Inns-
bruck. Der mußte bei Sturm und Regen ins Gebirge fliehen und mit
Moritz einen Vertrag zu Pafsau schließen.
3. Dieser wurde dann 1555 im Augsburger Religionsfrieden
bestätigt. Durch denselben wurde den lutherischen Reichsständen, nicht den
Untertanen, volle Religionsfreiheit und Gleichstellung mit den Katholiken
zugesichert. Die Reformierten wurden ausgeschlossen.
4. Kaiser Karl V. legte, der vielen Anstrengungen müde und körperlich
leidend, 1556 in Brüssel die Regierung nieder. Sein Nachfolger in Deutsch-
land war sein Bruder Ferdinand; in Spanien folgte ihm sein Sohn
Philipp Ii. Er selbst zog sich in die Nähe des spanischen Klosters St. Just
zurück. Noch bei Lebzeiten ließ er für sich (der Sage nach) ein Totenamt
halten und verschied bald darauf 1558. (Platen: Der Pilgrim vor St. Just!)
5. Das Konzil von Trient verwarf zwar das Reformationswerk
Luthers und Zwinglis und bezeichnete deren Anhänger als Irrgläubige; es
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Extrahierte Personennamen: Moritz Philipp Philipp Moritz Philipp_von_Hessen Philipp Moritz Moritz Karl_V. Karl_V. Ferdinand Philipp_Ii Philipp
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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22. Der Schmalkaldische Krieg.
bedrückten Bauern rotteten sich 1525 in Süd- und Mitteldeutschland zu-
sammen und verübten an Rittern und Geistlichen, Burgen und Klöstern
die ärgsten Greuel. Die Fürsten und Herren taten sich zusammen, um
den Ausstand zu unterdrücken. Dies geschah im Süden durch den Truchseß
von Waldburg mit großer Härte. In Thüringen wurden die Bauernhorden
bei Frankenhausen geschlagen, ihr Führer Thomas Münzer gefangen
genommen und hingerichtet. In diesen Unruhen, Bauernkrieg genannt,
sind 150 000 Bauern umgekommen. — In dem auch lutherisch gewordenen
Münster fanden sich viele der falschen Propheten ein, die dem Bauernkriege
entronnen waren, gewannen hier die Oberhand und führten die Güter-
gemeinschaft, die Wiedertaufe Erwachsener und die Vielweiberei ein. Nach
langer Belagerung eroberte der vertriebene Bischof die Stadt und hielt ein
strenges Strafgericht über die Hauptaufwiegler.
8. Luthers Tod. Luther beklagte es tief, daß die Spannung zwischen
Katholiken und seinen Anhängern immer größer wurde. Ein blutiger Kamps
war kaum noch zu vermeiden, da der Kaiser der alten Lehre treu geblieben
war und aufs neue feindlich gegen die Protestanten auftrat. — Im Januar
1546 wurde Luther von dem Grafen von Mansfeld eingeladen, um einen
Familienstreit beizulegen. Auf der Hinreise erkältete er sich und starb am
18. Februar zu Eisleben, seine Seele Gott befehlend. Seine Leiche wurde
nach Wittenberg gebracht und in der Schloßkirche beigesetzt.
§ 22. Der Schmalkaldische Krieg.
1. Den protestantischen Fürsten hatte es Vorteil gebracht, daß der
Kaiser, welcher ihren Neuerungen abhold war, in viele Kriege verwickelt
wurde. Gegen Frankreich hatte er vier große Kriege zu führen. Im ersten
derselben nahm er sogar den König von Frankreich bei Pavia gefangen.
Auch gegen die Türken hatte er mehrmals ziehen müssen, ebenso gegen
mohammedanische Seeräuber, die an der Nordküste Afrikas einen eigenen
Staat gegründet hatten und den Handel des Mittelländischen Meeres schwer
schädigten. In allen diesen Kriegen hatte er auch die Hilfe der protestan-
tischen Reichsstände gebraucht und ihnen dafür, wenn auch widerwillig, manche
Zugeständnisse machen müssen. Jetzt waren alle diese Kriege beendigt, und
der Kaiser wollte nun die religiösen Streitigkeiten in Deutschland beilegen.
— Kurz vor Luthers Tode war endlich das lange versprochene Konzil zu
Trient in Welschtirol zusammengetreten. Auch die Protestanten wurden
zur Beschickuug desselben aufgefordert. Sie meinten aber, an einem Konzil,
das der Papst leite, könnten sie nicht teilnehmen und beschickten dasselbe
nicht. Auch einen Reichstag des Kaisers besuchten sie nicht. Diese Weige-
rung erzürnte den Kaiser so sehr, daß er die Führer des Schmalkaldischen
Bundes, den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und den Land-
grafen Philipp von Hessen, in die Acht erklärte. Diese rüsteten sich mit
vielen protestantischen Städten zum Kampfe. Auf des Kaisers Seite standen
die katholischen Fürsten und Herzog Moritz von Sachsen — ein prote-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Thomas_Münzer Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Moritz_von
Extrahierte Ortsnamen: Süd- Mitteldeutschland Frankenhausen Mansfeld Eisleben Wittenberg Schloßkirche Frankreich Frankreich Pavia Afrikas Deutschland Welschtirol Sachsen